Erkältet? Tipps aus der Hausapotheke
Die oberen Luftwege und der Reizhusten
Sie kommt angeflogen?
Sie kommt angekrochen!
Sie kommt aus dem Nichts.
Kein Wunder, dass Du erkältet bist!
Du hast nicht aufgepasst und Dich angesteckt!
Du hast aufgepasst und Dich trotzdem angesteckt?
Du bist kalt geworden!
Du hast Dich immer warm gehalten und bist doch erkältet?
Du hattest keine Chance.
Egal, wann und wie, die Erkältung ist zu nichts zu gebrauchen.
Zweifellos müssen 2 Dinge zusammenkommen, damit ein Erkältungsinfekt ausbricht: Eine ausreichende Zahl passender
Viren und ein passender „Wirt”, also ein Mensch mit einem empfänglichen Immunsystem. Wann und unter welchen
Bedingungen diese Beiden aber handgreiflich werden, ist oft noch ein Buch mit sieben Siegeln. Das Schicksal schlägt also
zu; die Nase juckt und der Hals kratzt morgens beim Aufwachen. Du ahnst, was auf Dich zukommt. Gibst Du klein bei? Legst Du
Dich ins Bett, faltest die Hände und wartest in orientalischer Gelassenheit auf das, was Dir vorherbestimmt ist? Nein!
So leicht geben wir uns nicht geschlagen. Wir nehmen den Kampf auf, auch wenn es ein Kampf mit ungleichen Waffen ist –
David gegen Goliath: Der Feind verfügt über bohrende Kopfschmerzen und Gliederreißen, teilt sowohl
unstillbaren Fließschnupfen wie atmungsbehindernden Stockschnupfen aus und schlägt, kaum dass wir meinen, ihn mit
Nasentropfen geschwächt zu haben, mit einer Nasennebenhöhlenentzündung zurück. Wir halten dagegen mit
unserer Guerillataktik: Da gibt es Wässerchen, Tees, Salben und ungezählte Pillen, mit denen wir versuchen, unser
Wohlbefinden zurückzuerlangen. Dieses Waffenarsenal soll hier durch einige Tipps erweitert werden.

Die typische Erkältung beginnt oft mit Halsschmerzen oder Schnupfen. Die Nase scheint eine besonders beliebte
Eintrittspforte für die Viren zu sein, denn tägliche Nasenspülungen senken das Risiko für eine
Erkältung auf etwa die Hälfte! Wohlgemerkt tägliche Spülungen vom Herbst bis in das Frühjahr
hinein! Das scheint mit nur etwas für Hartgesottene zu sein; aber auch dann, wenn die Erkältung schon im Anmarsch
ist, kann eine Spülung nicht schaden. Wie macht man das? Man bereitet sich einen Kamillentee zu, lässt ihn
abkühlen, und schnieft den handwarmen Tee aus der hohlen Hand durch die Nase bis in den Rachen auf. Alternativ kann man
natürlich auf eine der handelsüblichen Nasenduschen benutzen!
Überhaupt sollte man häufiger unanständig die Nase hochziehen, als heftig auszuschneuzen. Das schont die
Nebenhöhlen und die Nasenschleimhaut, die bei einem starken Schnupfen und heftigem Schneuzen auch gerne mal anfängt
zu bluten. Übrigens: Was macht man bei Nasenbluten? Eisbeutel in den Nacken? Ausbluten lassen? Stopfen rein? Die
richtige Antwort ist: Nasenflügel für mindestens eine, besser zwei Minuten zusammendrücken. Hört es dann
nicht auf zu bluten oder ist die Blutung sehr stark, sollte ein (Hals-Nasen-Ohren-)Arzt aufgesucht werden.
Bei verstopfter Nase bieten sich abschwellende Nasentropfen oder -sprays an. Diese haben die unangenehme Nebenwirkung, dass
die Nasenschleimhaut austrocknet und nach Abklingen der Wirkung ärger zuschwillt als zuvor. Das ist weniger
ausgeprägt, wenn man sparsam – zum Beispiel nur nachts, wechselweise nur in einem Nasenloch und auch nur für
wenige Tage – statt der Mittel für Erwachsene die geringer konzentrierten Nasentropfen für Säuglinge und
Kleinkinder verwendet und diese durch Lagewechsel gut in der Nasenhöhle verteilt. Die Wirkung ist zwar nicht so
durchschlagend, aber meist doch zufriedenstellend, und die Schleimhäute werden geschont. Im Wechsel kann man sie –
zum Beispiel tagsüber – mit einer vitaminhaltigen Nasensalbe pflegen.

Manchmal ist auch der Hals das Einfallstor für den Feind, der sich dann von hier aus in beide Richtungen (in die Nase
und in Richtung Bronchien) ausbreitet. Reflexartig wird dann oft ein langer Schal um den Hals gewickelt; na ja,
verständlich, wenn man fröstelt und nach draußen in den Herbstregen schaut. Ein warmer oder heißer
Halswickel hilft vielleicht bei Heiserkeit, aber bei akuter Halsentzündung ist eher ein kalter Halswickel
angezeigt. Man taucht ein großes Tuch in zimmerwarmes Wasser, drückt es fest aus und legt es um den Hals.
Darüber kommt dann der Wollschal; und wenn der Wickel warm geworden ist, wird die Prozedur noch ein- oder zweimal
wiederholt.
Halsschmerzen können wirklich lästig sein. Die Wirkung von betäubenden Lutschtabletten oder Sprays hält
nur kurz und ist unbefriedigend. Bei starken Schmerzen hilft eine Tablette Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS)
besser. Glücklicherweise dauern die Halsschmerzen bei einem typischen grippalen Infekt nur kurz – ein oder zwei
Tage – an. Bestehen die Schmerzen länger, kommen Fieber und geschwollene oder belegte Mandeln hinzu, muss eine
Untersuchung durchgeführt und eventuell ein Antibiotikum verordnet werden. Zur Linderung der Beschwerden werden
vielerlei meist pflanzliche Mittel angeboten. Oft enthalten sie Salbeiextrakt, der entzündungshemmend und antibakteriell
wirkt. Statt der (oder zusätzlich zu den) Lutschbonbons kann man auch mit Salbeitee gurgeln, mehrmals täglich und
ausdauernd; und den Rest des Teebechers dann schluckweise vertilgen. Nebenbei wirkt der Salbei gegen
übermäßiges Schwitzen.
Die oberen Luftwege und der Reizhusten

Ein häufiger Beratungsanlass in der Hausarztpraxis ist hartnäckiger Reizhusten, meist einer Erkältung
folgend. Während die anderen Symptome verschwunden sind, will der Husten nicht weichen. Hierbei wird der Hustenreiz
meist im unteren Halsbereich verspürt. Offenbar ist die Schleimhaut so empfindlich, dass der „mechanische”
Reiz durch die Hustenanfällen ausreicht, die Entzündung zu unterhalten; und nur ganz allmählich kommt es zu
einer Beruhigung. In den oberen Luftwegen wird nicht so viel Schleim gebildet; da kann man noch so viel husten, es kommt doch
nichts hoch.
Das heißt: bitte nicht so „hart” husten, das nutzt nichts. Lieber mal vornehm hüsteln. Bei einer
Bronchitis (wenn es pfeift und brummt) oder gar Lungenentzündung (Fieber und Lufthunger) ist das etwas Anderes; da muss
der Schleim heraus (und ärztlicher Rat gesucht werden; das gilt auch, wenn der Husten länger als zwei Wochen
anhält).
Was hilft nun gegen den Reizhusten? Aus der „Naturapotheke” kommen zuerst Thymian und Efeublätter in Frage.
Ein guter, beruhigender Hustentee enthält Thymiankraut, Huflattich, Fenchelfrüchte und
Königskerzenblüten. Davon trinke man drei Becher am Tag mit einem Teelöffel Bienenhonig pro Tasse (es sei
denn, man ist Diabetiker...). Das alte Hausmittel, die Brust nachts mit einer Erkältungssalbe einzureiben, die
pflanzliche ätherische Öle enthält (Eukalyptusöl), ist etwas in Vergessenheit geraten.
Raucher haben jetzt eine gute Gelegenheit, eine Entscheidung zu treffen und das Rauchen aufzugeben. Wenn
regelmäßig morgens Schleim abgehustet wird und der Husten im Laufe des Tages nachlässt und trocken wird,
handelt es sich vielleicht schon um eine chronische Raucherbronchitis – und mit der ist nicht zu spaßen.
