Peter Stausberg   Internist         Hedda Stausberg   Ärztin für Allgemeinmedizin
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Hausarztpraxis Stausberg

Heut komm' ich...mit meiner Schulter!


• Die Schulter – ein Wunder der Natur

• Woher kommen die Schmerzen?

• Tipps zur (Selbst-)Behandlung

• Bei chronischen Schulter­beschwerden

Die Schulter – ein Wunder der Natur

Das Schultergelenk hat von allen mensch­lichen Gelenken den größten Bewegungs­spiel­raum. Es gilt als das ideale Kugel­gelenk: Der Arm kann weit­räumig in 3 Achsen bewegt, das heißt, angelegt und nach außen gehoben, nach vorne und nach hinten geführt und schließ­lich nach innen und nach außen gedreht werden. In Ver­bindung mit dem extrem beweg­lichen Schulter­blatt und dem Ellen­bogen­gelenk können die unter­schied­lichsten Be­wegun­gen aus­geführt werden: die zarteste Be­rüh­rung und die größte Kraft­ent­faltung, wenn der ganze Körper z.B. beim Turner um die Schulter bewegt wird.
Faszinierend ist auch, dass der Schulter­gürtel nur an einem Punkt (nämlich der Ver­bindung von Schlüssel- und Brustbein) fest mit dem Skelett verbunden ist. Die Sicherung und Führung von Schulter und Arm geschieht fast voll­ständig durch Muskeln, Muskel­sehnen und Schleim­beutel, die um das Schulter­gelenk einen Mantel, die „Rotatoren­manschette”, bilden. Durch die Weit­räumig­keit der Gelenk­bewegungen zeigen diese Weich­teil­strukturen häufig Verschleiss­erschei­nungen wie Schleim­beutel­verkalkungen oder Sehnen­risse.

Röntgenbild der Schulter

Woher kommen die Schmerzen?

Jeder 10. Erwachsene hat wieder­kehrende oder chro­nische Schulter­schmerzen. Ursache sind manchmal Unfälle, meist aber kurz­zeitige oder lang­währende Über­lastungen. Häufig sind Sportler (Tennis, Volleyball, Golf u.a.) und Über­kopf­arbeiter (z.B. Maler) betroffen.
Typisch ist auch, dass die Be­schwer­den los­gehen, wenn Untrai­nierte sich plötzlich belasten, wenn Muskeln und Sehnen, die da oben in der Schulter bisher ein Dorn­röschen­dasein führten, schlag­artig schwere Arbeit leisten sollen: Der Hobby­maler, der die Wohnung reno­viert und alle Decken an einem Tag streichen will. Der (Hobby-)­Tennis­spieler, der an einem Turnier­tag stunden­lang auf­schlagen muss. Die Hausfrau/der Hausmann, die(der) sich ent­schlossen hat, alle Gardinen auf einen Schwung abzu­nehmen. Der Freund, der sich bei der Zahl der Liege­stütze nicht unter­kriegen lassen will. Der Unglück­liche, der sich den Knöchel gebrochen hat und nun 6 Wochen mit seinem Gewicht nicht auf dem kaputten Fuß, sondern auf den unge­wohnten Geh­stützen (und damit in seinen Schulter­gelenken) hängt.
Die Ursache der Schmerzen findet sich meist da, wo die Muskel-Sehnen­manschette beim kraft­vollen Anheben des Armes zwischen Ober­arm­kopf und Schulter­dach einge­klemmt werden kann. Die Sehne des „Ober­gräten­muskels” (lateinisch: Musculus supra­spinatus), der oben quer auf dem Schulter­blatt liegt, läuft unter dem Schulter­dach über den Ober­arm­kopf, um dann an der Außen­seite des Schulter­gelenks und des Ober­arm­knochens festzu­machen. Wenn dieser Muskel sich zusammen­zieht, hebt sich der Arm seitlich. Zum Schulter­dach hin wird die Sehne durch einen Schleim­beutel (Bursa sub­acromialis) geschützt. Beim Zusammen­treffen unglück­licher Umstände quellen Sehne, Sehnen­scheide und Schleim­beutel entzündlich auf und das Anheben des Armes wird schmerzhaft.
Zu den ungünstigen Umständen zählen neben der momen­tanen oder dauer­haften Über­lastung ein – durch Ver­an­lagung oder Ver­küm­merung der gegen­haltenden Mus­kula­tur – geringer Abstand zwischen Ober­arm­kopf und Schulter­dach.

Röntgenbild der Schulter

Wenn dieser Reiz- oder Entzündungs­zustand über längere Zeit besteht, stellen sich zu­nehmende Weich­teil­schäden ein: Die aufge­quollene, in ihrer Struktur ge­lockerte Sehne wird ein- oder sogar durch­reißen. In Sehnen­scheide und Schleim­beutel werden sich (durch Reparatur­versuche des Körpers) narbige Ver­härtun­gen und schließlich Ver­kalkun­gen entwickeln. Die Beweg­lich­keit der Schulter wird zunehmend einge­schränkt und es ent­wickelt sich eine Schulter­steife (Dann tut es auch irgendwann nicht mehr weh...).


Tipps zur (Selbst-)Behandlung

Was ist also zu tun? Die erste Maß­nahme ist, die schmerz­haften Bewe­gungen zu vermei­den und die aus­lösende, für die Über­lastung verant­wort­liche Tätig­keit unver­züglich einzu­stellen! (Auch wenn es, wie so oft, während des Sports/der Arbeit weniger schmerzt und die Be­schwer­den sich eher in Ruhe ein­stellen). Es soll unbe­dingt ver­mieden werden, auf der betrof­fenen Schulter zu liegen bzw. zu schlafen. Die Idee, man könne der schmerzenden Schulter wie einem einge­rosteten Mecha­nismus durch ener­gisches Durch­bewegen beikommen, ist fatal, wird dabei doch die entzündete Sehne durch den Knochen­spalt wie über ein Reib­eisen gezogen und der Schaden unweiger­lich ver­schlimmert.
In der Akut­phase unter­stützen kühlende Umschläge oder Ein­reibungen und die kurz­zeitige Einnahme von entzündungs­hemmenden Medika­menten (Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac) das Abklingen des Reiz­zustandes. Eine Operation ist in der Regel (noch) nicht erfor­der­lich oder ange­zeigt, zumindest nicht, solange der Arm, wenn auch unter Schmerzen, noch ange­hoben werden kann und die Sehne nicht gerissen ist. Die Einnahme von Medika­menten kann bei empfind­lichem Magen und Darm oder Nieren­krankheiten riskant sein.


Bei chronischen Schulterbeschwerden

MRT-Bild der Schulter

Oft sind die Beschwerden lang­wieriger als gedacht und Geduld ist gefragt. Während sich der Schaden rasch einge­stellt hat, mag es manchmal 4 bis 6 Wochen dauern, bis der Reiz abklingt; insbe­sondere wenn sich kleine Sehnen- oder Muskel­einrisse ereignet haben, die ja abheilen müssen.
Eine gezielte Kranken­gymnastik versucht, die gesamte, die Schulter stabilisierende Muskulatur (es gibt immer Muskeln, die ziehen, und solche, die gegenhalten...) zu kräftigen und – indirekt – zu bewirken, dass der Ober­arm­kopf bei Arm­hebung nicht so dicht unters Schulter­blatt gezogen wird. Nach der akuten Phase ist eine beliebte Übung, mit der Hand der betroffenen Seite eine Wand „hochzu­krabbeln” und so mit geringer Muskel­belastung das Schulter­gelenk durchzu­bewegen.
Wenn die Schädigung schwer­wiegender ist und/oder die aus­lösenden Belastungen nicht vermieden werden (können), werden sich im Lauf der Zeit tiefere Sehnen­risse bilden oder die Rotatoren­manschette wird komplett reißen. Auch solche Verletzungen werden im Lauf der Zeit – mit Funktions­verlusten – heilen und die Schmerzen werden irgendwann nachlassen, doch soweit soll es nicht kommen.
Deshalb wird der mitbe­handelnde Chirurg oder Orthopäde nach einem erfolg­losen konserva­tiven Behandlungs­versuch unter­suchen, ob eine Operation erfolg­versprechend ist. Eine normale Röntgen­aufnahme zeigt die Knochen (und den Abstand von Oberarm­kopf und Schulter­dach), aber nicht Muskeln und Sehnen. Dazu wird die Kernspin­tomographie genutzt (auch Magnet­resonanz­tomographie = MRT), deren Ergebnis in der Regel die Operations­frage entscheidet. Die zahlreichen Gelenk­unter­suchungen sind übrigens mit für die manchmal langen Warte­zeiten auf eine Kern­spin­tomo­graphie verant­wort­lich. Bei nicht zu spätem Einsatz (und zu hohem Lebens­alter) sind die Operations­ergebnisse gut und die volle Funktions­fähig­keit der Schulter kann oft wieder her­gestellt werden.